Heute morgen hieß es "Tschüss, Guatemala Stadt". Nach (viel zu) wenigen Stunden Schlaf trafen wir uns um 8Uhr im Innenhof des Hotels mit gepackten Sachen. Zum Frühstück gab es bei den meisten nur ein belegtes Croissant oder ein paar Tortillas aus dem Supermarkt. So gut wie niemand war so früh wach, dass die Zeit zum Essen gehen ausgereicht hätte. Kurz darauf verließen wir in unserem kleinen, weiss-türkisen Bus Guatemala Stadt und machten uns auf den Weg gen Antigua. Nicht mit dabei war lediglich Maya-Carina, welche zwar wieder deutlich fitter, aber immer noch Corona-positiv war. Zum Glück konnte sie bei Alejandro unterkommen, welcher ganz in der Nähe wohnt. Sie kommt dann ganz schnell hinterher sobald alles überstanden ist. Wir freuen uns alle schon riesig auf das Wiedersehen und die Willkommens-Party :)
Unser erster Stopp lag im wunderschönen Palín, einer kleinen Gemeinde südlich von Guatemala Stadt. Hier wurden wir herzlich in der Poqomam Qawinaqel Schule empfangen. Die Schule, welche eigenständig von einer 1991 gegründeten Fundación organisiert wird, ist die einzige ihrer Art. In ihr werden die Poqomam Sprache und Kultur der Maya an Kinder und junge Erwachsene vermittelt. Der Professor Álvaro, Direktor Carlos und andere Dozenten der Stiftung erzählten, dass es im Unterricht hauptsächlich um die Erhaltung und Vermittlung der Poqomam-Sprache, der indigenen Kosmovision und des Wissens über den Maya-Kalender geht. Neben dem Landraub und dem daraus folgenden Wassermangel führt auch die alltägliche Diskriminierung und Unterdrückung der Maya in Guatemala dazu, dass sich die Kinder schon sehr früh des Rassismus bewusst werden. Daher ist es auch so wichtig, dass in dieser Schule die Achtung und Liebe zu den indigenen Traditionen erhalten und an die jungen Generationen weitergegeben werden. Die Hingabe der Lehrer und die anhaltende Diskriminierung und Unterdrückung der Pueblos Originarios ließen dem/der ein oder anderen Tränen in die Augen treten. Doch die Arbeit in Qawinaqel scheint tatsächlich vieles zu bewirken. Neben der Schule wird auch ein regionaler Radiosender organisiert, welcher auf Poqomam gehalten wird und den Maya in der Region die wichtigsten Infos, sowie traditionelle Musik übermittelt.
Die weitere Fahrt versüßten wir uns mit (ein wenig unreifen) Mangos, getrockneten Bananen und Sternäpfeln (Caimitos) von der Straße. Dadurch fanden wir es auch gar nicht schlimm, dass wir uns etwas verfuhren. Wir waren jedoch bald, dank der Hilfe von Leo (einem Dozenten der Qawinaqel Schule), wieder auf dem richtigen Weg.
Als nächstes besuchten wir das Pantaleón Museo in Santa Lucía Cotzumalguapa. Mittlerweile war es unglaubliche 33 Grad warm geworden. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, die archäologischen Fundstücke der Cotzumalguapa-Kultur im kleinen Museum zu bewundern. Diese, mit den Maya verwobene Regionalkultur, zeichnete sich insbesondere durch ihre detaillierte Darstellung von Personen und ihre eigene Hieroglyphenschrift aus. Das Museum und das gesamte umliegende Gelände sind so schön eingerichtet, dass wir uns nur schweren Herzens wieder auf den Weg machten.
Kurz darauf erreichten wir das nächste Museum, die Acrópolis El Baúl. Neben einzigartigen Cotzumalguapa- Fundstücken erklärte uns Professor Grube, dass wir vor einer der ältesten Longcount Stelen standen. Auf der Maya-Stele ist ein Ballspieler abgebildet und einige Hieroglyphen, welche das Entstehungsdatum 37 AD anzeigen. Neben diesem Highlight fanden wir in El Baúl auch die Statue des legendären Gran Jaguar, sowie ein Nest beeindruckender, fliegender Ameisen vor. Außerdem machten sich die ersten Moskitos und die drückende Hitze des Tieflandes bemerkbar.
Daher erfrischten wir uns nur schnell mit ein paar Stücken Wassermelone und begaben uns auf die letzte Fahrt für heute - in die von Vulkanen umgebene Stadt Antigua. Den geplanten Stopp in La Democracia ließen wir also aus. Während ein Teil der Gruppe auf der Fahrt schlief, bewunderte der Rest die Landschaft und die Flora der Region. Kaffeeplantagen, Regenwald-ähnliche Bäume und der freie Blick auf die Vulkane wechselten sich ab. In Antigua angekommen konnten wir es kaum noch erwarten, endlich gemeinsam essen zu gehen. Sobald wir ins Hotel eingecheckt und die Zimmer verteilt hatten, begaben wir uns daher auf die Suche nach einem vielversprechenden Restaurant. Nachdem wir dieses gefunden und uns den Bauch mit Tacos, Nachos, Burritos und Qesadillas vollgeschlagen hatten, fielen wir glücklich in unsere Betten.
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