28.03. - 7:30 Uhr am Morgen. Ich sitze im Foodcourt des Flughafens und genieße mein kleines Frühstück, dass die letzten Quetzales noch hergegeben haben. Die Stempel in meinem Pass datieren, dass ich vor genau einem Monat hier gelandet bin. Unglaublich wie schnell vier Wochen vergehen können. Wobei ich vermutlich für den Großteil der Gruppe spreche, wenn ich sage, dass uns das Zeitgefühl bei all den Erlebnissen und Erfahrung ab und an etwas abhandengekommen ist.
Unseren letzten Tag verbrachten wir gestern noch einmal in Antigua, wo wir ja bereits zu Beginn unserer Reise einen Tag verbracht hatten. Vor vier Wochen noch waren die meisten von uns füreinander quasi Fremde, wir kannten weder das Land noch die Leute. Als wir gestern dann erneut nach Antigua kamen, fuhren wir als eingespielte Gruppe ein und hatten die Köpfe voller neuer Eindrücke, Erfahrungen und Ideen, inspiriert von all den Menschen, denen wir in den letzten Wochen begegnen durften.
Entsprechend passend erschien uns der abschließende Besuch bei Cirma, dem Centro de Investigaciones Regionales de Mesoamérica. Das Zentrum entstand vor allem als Reaktion auf die Tatsache, dass zur Zeit seiner Gründung 1997 die meisten Forschungspublikationen über Guatemala außerhalb von Guatemala veröffentlicht wurden. Denn die meisten Forscher kamen zwar nach Guatemala, um ihre Forschungen durchzuführen, publizierten ihre Erkenntnisse dann allerdings im Ausland.
Heute umfasst die Cirma eine beeindruckende Bibliothek sowie Archive historischer Dokumente und Fotografien. All das ist der Öffentlichkeit zugänglich und sie unterstützen vor allem die indigene Bevölkerung in Projekten der Aufarbeitung ihrer Geschichte. Während der Führung durch die Räume das Hauses im Kolonialstil bekamen wir einen Eindruck davon mit welcher Leidenschaft und Überzeugung die Mitarbeitenden von Cirma für den Erhalt historischer Dokumente, Bücher und Fotografien arbeiten. Während wir also um den Innenhof spazierten, reifte in unseren Köpfen die ein oder andere Idee für zukünftige Projekte heran. Denn wir wurden herzlich eingeladen jederzeit zurückzukommen, um die Ressourcen von Cirma in Anspruch zu nehmen. Entsprechend inspiriert arbeiteten wir uns durch den gegenüberliegenden Buchladen, den wir sicher halb aufgekauft hätten, wenn die allgemeine Gepäcksituation das zugelassen hätte. Gut, dass wir uns zurückhielten.
Als wir gegen frühen Abend nämlich wieder in den Bus stiegen, kamen einige mit mehr als nur einer Tüte voll Souvenirs mit breitem Lächeln durch die Tür. In welcher Weise diese ihren Weg nach Deutschland finden werden, wird sich wohl zeigen. An kreativen Ideen Kleidung, Souvenirs und alles andere ohne Aufpreis ins Flugzeug zu bekommen, mangelte es jedenfalls nicht.
Auf dem Rückweg setzten die Jungs der Gruppe einen lang herangereiften Plan in die Tat um - zu Beginn der Reise hatten sie sich dazu entschlossen sich einen von Herr Grube inspirierten "bigote" (Schnurrbart) wachsen zu lassen. Bei den einen sah man ihn mehr, bei den anderen weniger, aber alle hatten sich an den Pakt gehalten und so entstand schließlich dieses Foto - sehr zum Vergnügen aller, die im Bus geblieben waren:
Am Abend trafen wir dann Antonio zu einem letzten Abendessen, denn er hatte den Tag über in seinem anderen Job arbeiten müssen. Wie viele, die in der Tourismusbranche tätig sind, hatte er sich während der Pandemie mangels Touristen eine andere Beschäftigung gesucht. Doch sein Herz schlägt weiterhin dafür anderen Menschen die Kultur und Geschichte seines Landes näher zu bringen: „Soy como el pez en el agua“ (Ich bin wie ein Fisch im Wasser) – wie er es beschrieb. Mit dem Grölen der Fußballfans, die den Sieg Guatemalas feierten, verbrachten wir also unseren letzten Abend. Natürlich durften Bier und Jamaikalimonade (Hibiskus) nicht fehlen. Und auch ich bekam - wie es sich in den letzten Wochen als Regel herauskristallisiert hatte – als Vegetarierin mal wieder als letzte mein Essen.
Schließlich verabschiedeten wir uns von Antonio und Roberto, die uns im letzten Monat sehr ans Herz gewachsen sind. Womöglich wurde auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. Im Hotel saßen wir dann noch einmal in der Gruppe zusammen, um uns kurz über die vergangen Wochen auszutauschen, sie Revue passieren zu lassen und uns schließlich zu verabschieden.
Denn heute geht es für die meisten für uns zurück nach Hause – entweder mit Zwischenstopps in Mexiko, Costa Rica oder den USA, oder eben so direkt es eben möglich ist. Drei von uns bleiben noch einige Tage hier und verbringen diese mit Roberto am Strand.
Ich für meinen Teil gehöre zu den frühen Vögeln, sitze jetzt am Flughafen La Aurora und hoffe, dass mein Flug, der noch immer nicht angeschlagen ist, tatsächlich fliegt. In meinem Kopf wimmelt es von Eindrücken, Erfahrungen und Begegnungen, die mich sehr inspiriert haben und die alle in Ruhe verarbeitet und reflektiert werden wollen.
Diese Exkursion hat uns nicht nur einen Eindruck von der präkolonialen und aktuellen Geschichte des Landes gegeben, sondern uns vor allem einen Einblick in die Situation der Maya-Bevölkerung in Guatemala ermöglicht. Wir hatten die Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen, Kontakte zu knüpfen und Guatemala auf eine einzigartige Art und Weise zu entdecken.
Im Namen unserer Gruppe möchte ich also nochmal Nicolai Grube und Antje Gunsenheimer dafür danken, dass sie uns diese Reise ermöglicht haben. Wir alle wissen diese Erfahrung wirklich sehr zu schätzen.
Euch, liebe Leser*innen, danken wir natürlich auch dafür, dass ihr unsere Reise von zu Hause aus verfolgt habt und unsere zeitweilige mangelnde Koordination im Hinblick auf das hochladen neuer Einträge hingenommen habt.
Auf bald,
Caro
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